Staatstheater Mainz

DER KLEINE HORRORLADEN – Vincent Doddema © Andreas Etter
DER KLEINE HORRORLADEN – Vincent Doddema © Andreas Etter

Wahnsinn... in vielen Facetten, mit unterschiedlichen Gesichtern, in mannigfaltigen Konstellationen... steht über den kommenden Premieren am Staatstheater Mainz.

 

Da ist Salome, sinnlich und dämonisch, die die Zurückweisung des geheimnisvollen Propheten Jochanaan nicht ertragen kann. Ihre Besessenheit treibt sie dazu, das Versprechen ihres Stiefvaters Herodes geschickt auszunutzen und sie fordert furchtbares: den Kopf Jochanaans. In seinem Musikdrama, das am 2. Juni in der Regie von Alexander Nerlich Premiere feiert, zeichnet Richard Strauss auf der Schwelle zur musikalischen Moderne in einer überbordend sinnlichen, inbrünstigen, schwül-flirrenden, zarten, leidenschaftlichen und gewaltigen Musiksprache schillernde Psychogramme der Figuren. Psychogramme zügelloser Wollust, hitzig aufgeladener Gefühlswogen, aber auch seelischer Abgründe und erschreckender Gefühlskälte.

 

 

SWEENEY TODD – Derrick Ballard, Verena Tönjes (c) Andreas Etter
SWEENEY TODD – Derrick Ballard, Verena Tönjes (c) Andreas Etter

Mit Miss Donnithorne’s Maggot und Eight Songs for a Mad King hat Komponist Peter Maxwell Davies zwei klingende Portraits des Wahnsinns geschaffen: Seit Miss Donnithornes Verlobter sie am Tag der Hochzeit sitzen ließ, hat sie das Haus nicht mehr verlassen. Allein mit ihrem Kummer, gibt sie sich Erinnerungen und immer bizarreren Fantasien hin. Auch der englische König George III. ist allein. Wegen seiner fortschreitenden Geisteskrankheit musste er die Staatsgeschäfte niederlegen. Nervös und verwirrt monologisiert er über das verlorene Königreich und versucht, seinen geliebten Vögeln das Singen beizubringen. Ab 2. Juli folgen wir den beiden Figuren, die auf historische Persönlichkeiten zurückgehen, in ihre Erinnerungen an die Normalität und fühlen uns ein in ihre Träumereien, Beschwörungen und exzentrischen Ausbrüche.

 

 

In einem unaufhaltsamen Strudel aus Leidenschaft und Rache befinden sich die Figuren in Anton Tschechows Platonow. Eine illustre Gesellschaft trifft sich, trinkt, flirtet, provoziert und quält sich gegenseitig. Im Mittelpunkt steht Platonow, Dorfschullehrer und eine Art Provinzintellektueller. Er, dem einst eine glänzende Zukunft vorausgesagt wurde, bildet nun als verkrachte Existenz das anarchische Element der Runde, bricht Konventionen wie Herzen, hält der Gesellschaft den Spiegel vor und fungiert als Projektionsfläche ihrer Träume. K.D. Schmidt wird mit seiner feinfühligen Figurenzeichnung diese melancholische Komödie Anton Tschechows untersuchen – ab 1. Juli im Kleinen Haus.

 

 

DER VORFALL – Klaus Köhler, Hannah von Peinen © Andreas Etter
DER VORFALL – Klaus Köhler, Hannah von Peinen © Andreas Etter

Mit der Frage, wie wir eigentlich die Vergangenheit erleben, beschäftigt sich die neueste Choreografie von Guy Weizman und Roni Haver für das Ensemble von tanzmainz. Ob Verklärung oder Verdammung, Vergessen oder Vergöttern, das Erinnern kann sehr radikal sein. Weshalb sind wir so, wie wir sind? Nostalgia, ab 30. Juni im Großen Haus, heißt diese tänzerische Reise in die Vergangenheit. Auf einzigartige Weise gelingt es dem Choreograf*innen-paar immer wieder eine üppige Bildsprache und gesellschaftlich relevante Themen zu vereinen.

 

Während im laufenden Spielplan die beiden Musicals Der kleine Horrorladen und Sweeney Todd das Große Haus bereits zum Beben bringen, kehren ab April weitere großartige Inszenierungen zurück: Brit Bartkowiaks wundervolle Inszenierung Werther läuft nun schon in der vierten Spielzeit. Die Presse feierte die Premiere und lobte: „Die Regie sowie die grandios zwischen alltäglicher Beiläufigkeit und kunstvoll konzentrierter Herzensbewegung changierende Spielweise des Trios haben die Zuschauer mit sensibler Hand hingeführt zum Begreifen, vielleicht gar Mit- oder Nachfühlen von Werthers nun gar nicht mehr so antiquiert erscheinendem Schmerz.“ (Rhein-Zeitung). Von der Bühne verabschieden wird sich u.a. Deirdre Kinahans Der Vorfall am 2. Mai, ein Abend, der das Publikum betroffen, fragend, nachdenklich zurücklässt – und gerade deswegen so wichtig ist. Denn er behandelt sensible Themen, die uns leider nicht nur auf der Bühne begegnen.

 

Bereits am 29. April freut sich das Leitungsteam des Staatstheater Mainz, sein umfangreiches Programm für die Spielzeit 2023/24 vorstellen zu können, die dann am 7. September beginnt.

 

Weitere Informationen:

www.staatstheater-mainz.com