Die NATOURALE

Ein Festival feiert die Natur

Der Film „Wild Horses“ von Zoltan Török ist einer der Geheimfavoriten auf den „Hessischen Löwen“
Der Film „Wild Horses“ von Zoltan Török ist einer der Geheimfavoriten auf den „Hessischen Löwen“

Kämpfende Braunbären in Kamtschatka, Artenschutz in Afrika, Klimawandel in Grönland, Umweltschutz in der Lüneburger Heide – das Themenspektrum der NATOURALE ist gewaltig. Gegründet von ZDF-Filmemacher Andreas Ewels wurde das Festival schnell zu einem festen Programmpunkt im Kalender der Stadt. Alle zwei Jahre der Treffpunkt in Deutschland für alle die Natur und Reisen lieben. Vom 01. bis zum 04. Dezember ist es wieder soweit.

 

 

 

feuilleton: Seit 2018 bereichert die Natourale die Kulturlandschaft in Wiesbaden. Was genau verbirgt sich dahinter?

 

Ewels: Die Natourale ist ein Festival zu den Themen Natur, Reise, Umwelt und Tourismus. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Filmen. Die besten werden mit dem hessischen Löwen ausgezeichnet, aber es gibt auch Workshops, Vorträge und Seminare.

 

 

Wie entstand die Idee zu dem Festival?

 

Seit 2015 organisiere ich die Naturfilmnächte Wiesbaden im Murnau- Filmtheater. Dabei laden wir 2-3mal im Jahr deutsche Natur- und Umweltfilmer nach Wiesbaden ein. Die stellen dann ihre besten Filme vor, plaudern über die Dreharbeiten und verraten ihre spannendsten Tricks für besondere Aufnahmen. Es ist ein Blick hinter die Kulissen. Diese Idee hat sehr gut funktioniert und so sprach man mich an, ob man daraus nicht auch ein Festival machen könnte.

 

 

Und da haben sie dann direkt zugesagt?

 

Nein, ich bin eigentlich mit meinem Hauptberuf als Filmemacher beim ZDF gut ausgelastet und war eher skeptisch. Meine Frau, Andrea-Eva Ewels, ist die Leiterin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und organsiert den Medienpreis für Sprachkultur, sie hat mich dann überredet. Sehr wichtig war auch die Zusage der Stadt, die bereit war das Festival zu fördern. Denn ohne finanzielle Unterstützung hätte ich kein so großes Festival auf die Beine stellen können.

 

 

Für ihren Film„Heimat Natur“ gingen Jan Haft und sein Team auf Tauchstation. Auf der NATOURALE kann man das Ergebnis bewundern.
Für ihren Film„Heimat Natur“ gingen Jan Haft und sein Team auf Tauchstation. Auf der NATOURALE kann man das Ergebnis bewundern.

Und haben sie es bereut?

 

Auf keinen Fall. Ein solches Festival passt perfekt zu und nach Wiesbaden und fügt sich wunderbar in die Festivallandschaft der Stadt ein. Es ist zwar eine Menge zusätzliche Arbeit, aber sie macht auch extrem viel Spaß. Ich lerne selber unheimlich viel dazu und bekomme unbezahlbare Einblicke in die Arbeiten von Filmemachern aus dem Iran oder Bangladesch. Andere Denkweisen, andere Sichtweisen, andere Voraussetzungen – der komplett andere Blick auf unseren Globus – das macht es spannend.

 

 

Gibt es auch Frustmomente?

 

Klar. Kurz vor dem Festival werden die Nächte extrem kurz. Die Arbeit für das Festival kommt ja noch zu meiner Arbeit für das ZDF dazu, da müssen manchmal auch 5 Stunden Schlaf reichen. Hinzu kam in den letzten beiden Jahren der Umgang mit der Pandemie. Monatelange Planung verpufft in Minuten und man muss mit einem völlig neuen Konzept kommen. Dies kennen wohl alle Kulturschaffenden, es ist eine extrem hohe Herausforderung sich hier nicht unterkriegen zu lassen. 

 

 

Sie reisen als Filmemacher für das ZDF selbst rund um den Globus, sind bekannt für ihre Natur- und Umweltdokumentationen. Hat man da einen besonderen Zugang zu einem solchen Festival?

 

Ich glaube, ich bin wohl einer der wenigen aktiven Filmemacher in Deutschland, die gleichzeitig noch ein Festival betreiben. Viele Festivalleiter haben nie aktiv Filme gemacht und betrachten die Dinge eher aus einer theoretischen Perspektive. Ich habe da natürlich einen anderen Zugang. Ins Festival fließt dieser aber nur in beratender Form ein. Die finalen Entscheidungen trifft unsere Jury und diese ist bunt gemixt: Moderatorinnen, Reiseexpertinnen, Wissenschaftler, Filmemacher und Umweltexperten – da sind viele Sichtweisen vertreten.

 

 

Was können wir in diesem Jahr von der Natourale erwarten?

 

Spannende Vorträge, preisgekrönte Filme und interessante Seminare. Es ist für die ganze Familie was dabei. Verpassen sollte man auf keinen Fall den Vortrag von Polarforscher Arved Fuchs oder auch die persönliche Begegnung mit Extrembergsteiger Robert Jasper. Ich freue mich auch auf Richard Löwenherz, der Mann heißt wirklich so. 5.000 Kilometer ist er mit dem Fahrrad durch Sibirien geradelt – im Winter! Über die Filme kann ich noch nicht so viel verraten, hier hat die Jury das letzte Wort. Die Preisverleihung wird übrigens von Tamina Kallert (WDR) moderiert.

 

 

Was wollen Sie mit der Natourale erreichen? Gib es besondere Ziele? 

 

Wir möchten die Gäste und Zuschauenden für die Themen Natur und Umwelt sensibilisieren und begeistern. Dabei kommen wir nicht mit erhobenem Zeigefinger. Unsere Philosophie: Wenn wir lang- fristig bessere Perspektiven für Natur und Umwelt schaffen wollen, dann müssen wir möglichst viele Menschen mit ins Boot nehmen und das geht nur, wenn wir die Leute überzeugen und begeistern.

 

Mit Verboten und Regulierungen erreicht man vielleicht kurzfristig etwas, aber ohne einen grund- legenden Sinneswandel in der Gesellschaft werden die Ziele für eine bessere Zukunft nicht erreicht werden können. Dabei liegt einer unserer Schwerpunkte auf nachhaltigem Tourismus und verantwortungsvollem Reisen. Unsere Partnerregion, die Lüneburger Heide, geht da mit leuchtendem Beispiel voran. Auch ein Abend, den man auf der diesjährigen Natourale nicht verpassen sollte.