Fünfte Ausgabe der Frankfurter Kunstmesse: Discovery ArtFair

Interview mit der Messeleitung

Es gibt ein kleines Jubiläum zu feiern. Wenn vom 3. bis zum 6. November die Discovery Art Fair ihre Türen auf dem Frankfurter Messegelände öffnet, dann handelt es sich bereits um die fünfte Ausgabe der Frankfurter Kunstmesse für zeitgenössische Kunst. Dass sich das Messekonzept so gut in der Bankenmetropole etablieren konnte, hat manche überrascht. Den Blick zurück und nach vorn wirft mit Janine Seitz Messedirektor Jörgen Golz.

 

 

Als Einstieg, ganz allgemein gefragt Herr Golz: Braucht es heute noch Kunstmessen?

 

Für den zeitgenössischen Kunstmarkt sind Kunstmessen als Präsentations- und Verkaufsveranstaltungen außerordentlich wichtig. Gerade die letzten Jahre mit den vielen Messeabsagen haben gezeigt, dass Live-Veranstaltungen unersetzlich sind. Trotz aller sinnvollen digitalen Ergänzungen, das persönliche, direkte Gespräch ist durch nichts zu ersetzen. Das gilt für alle Ebenen des Kunstmarkts, ist aber für die aufstrebende Kunstszene, die noch nicht im Markt etabliert ist, umso wichtiger. Diese Newcomer müssen gesehen werden, um die nächsten Schritte einer Künstlerkarriere gehen zu können. Das Gleiche gilt auch für Galerien: Sie müssen alte Sammlerkreis pflegen und neue Sammlerkreise erschließen, um auf dem kompetitiven globalen Kunstmarkt bestehen zu können. Die Antwort ist also ein eindeutiges Ja, aber das analoge Format wird eingebettet in digitale Tools.

 

 

Warum ist für Sie das Rhein-Main-Gebiet der ideale Messestandort?

 

Frankfurt ist bekannt für die vielfältige und lebendige Kunstszene, die nicht nur durch großartige Museen, die Städelschule und die große Zahl der hier lebenden Künstlerinnen und Künstler geprägt ist, sondern auch durch viele junge Projekte und eine sich stets wandelnde Galerienszene. Das gilt für das gesamte Rhein-Main-Gebiet, ob Wiesbaden, Mainz, Offenbach oder Hanau, überall sehen wir eine Vielzahl von tatkräftigen Akteuren und spannenden Entwicklungen. Wenn man dann auch noch die große Anzahl von Kunstinteressierten mit hohem, frei verfügbarem Einkommen betrachtet, die in diesem Einzugsgebiet zuhause sind, dann liegt es nahe, an einem solchen Standort eine große internationale Kunstmesse durchzuführen. Frankfurt hat darüber hinaus weitere entscheidende Standortvorteile: Als Bankenstadt international bekannt, als Flughafen-Drehkreuz verkehrsgünstig gelegen und mit seiner geografischen Lage mitten in Deutschland von vielen anderen deutschen Großstädten gut erreichbar. Für Aussteller, Fachpublikum und Besucher spielen diese Faktoren eine wichtige Rolle. Das sehen wir nicht nur an die vielen nationalen und internationalen Bewerbungen, die uns erreichen, sondern auch daran, dass wir viele Messebesucher aus dem gesamten Bundesgebiet begrüßen dürfen. 

 

 

Werfen wir einen Blick zurück auf die letzten fünf Jahre. Wie hat sich die Discovery Art Fair seit Ihrem Start 2018 entwickelt? Welche Zwischenbilanz können ziehen?

 

Wenn ich mich erinnere, wie alles in Frankfurt begann, dann sind wir in dieser relativ kurzen Zeit schon einen ganz schönen Entwicklungsweg gegangen. Angefangen haben wir im Erdgeschoss des Messeforums auf einigen hundert Quadratmetern Messefläche mit einer Gruppe von Ausstellern, die mutig und neugierig genug waren, dieses Experiment mit uns zu wagen. Der Anklang, die guten Besucherzahlen und die Verkäufe waren von Anfang an so überzeugend, dass sich die Kunstmesse jedes Jahr weiterentwickeln und wachsen konnte. Selbst Corona konnte uns nicht ausbremsen. Jetzt sind wir mit rund 120 teilnehmenden Galerien, Projekten und Artist-Solo-Shows in der großen Halle 1 der Frankfurter Messe angekommen. Wir konnten uns ein treues kauffreudiges Publikum aufbauen und es kommen jährlich neue Kunstliebhaber dazu. Sogar in den vergangenen zwei Jahren, die unter wirklich schwierigen, Bedingungen stattfanden, konnten wir unsere großen Kunstmessen realisieren und haben uns kontinuierlich weiterentwickelt. Das war und ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

 

 

Damit kommen wir zu einem bedeutenden Thema: Wie geht Kunstmesse in Krisenzeiten?

 

Weder Kunst noch Kunstmessen entstehen im luftleeren Raum. Wir tun als Veranstalter alles dafür um gute Ausstellerinnen und Aussteller auszuwählen und für eine große Sichtbarkeit nach außen zu sorgen. Wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist aber auch der intensive Kontakt nach innen, zu Galeristen, Künstlerinnen und Künstlern sowie den vielen weiteren Akteuren der zeitgenössischen Kunstszene. Wir alle müssen im Austausch zu bleiben, genau zuzuhören und auf die oftmals sehr individuellen Bedürfnisse reagieren. Ob wir für eine ukrainische Galerie bis zum Eröffnungstag die Koje freihalten, weil nicht sicher ist, ob sie anreisen können, oder kurzfristig eine Messeteilnahme auf kommendes Jahr verschieben, weil im familiären Umfeld ein Krankheitsfall auftritt, gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, näher zusammenzurücken.

 

Was die wirtschaftliche Lage betrifft, so sind wir sehr dankbar, zu den wenigen deutschen Kunstmessen zu gehören, die mit Hilfe des Programms Neustart Kultur der Bundesregierung den Ausstellern einen deutlichen Anteil der Teilnahmegebühren erstatten können. Diese Förderung, die wir komplett an die Aussteller weitergeben, bringt zwar viel zusätzlichen Aufwand für uns als Messeorganisatoren, aber sie ist für unsere Teilnehmer eine zum Teil existenzsichernde Entlastung. Trotz aller Widrigkeiten ist es uns immer gelungen, eine harmonische und verkaufsfördernde Atmosphäre zu schaffen: Wenn dann Besucher, mit zwei neu erworbenen Kunstwerken bepackt, am Hallenausgang zu mir sagen, dass sie für die letzten vier Stunden alles andere einfach vergessen konnten, dann haben wir – gerade in diesen Krisenzeiten - vieles richtig gemacht.

 

 

Um konkret über die diesjährige Discovery Art Fair Frankfurt zu sprechen: Was erwartet uns dort? Wird es Überraschungen geben?

 

Es wird wieder ein fantastisches Messeprogramm mit großer Vielfalt geben. Wir zeigen bekannte Namen, hoch gehandelte Newcomer und absolute Neuentdeckungen. Außerdem konnten wir das Institut für Inszenierungen für eine großartige Sonderschau mit immersiven Kunstwerken gewinnen. Egal ob man Malerei, digitale Kunst, Skulpturen, Fotokunst, Grafiken, kinetische Objekte oder Reliefs sucht – es sollten keine Wünsche offenbleiben.